Ich wünsche euch allen einen schönen 1. Adventssonntag. Mit diesem Beitrag werde ich nun eine kleine Aktion starten. Ich werde jeden Adventssonntag eine Weihnachtsgeschichte veröffentlichen. Das wichtige an meinen Geschichten ist, dass sie an Weihnachten spielen ansonsten sind sie recht unterschiedlich. In der Hoffnung ihr habt Spaß daran wünsche ich eine frohen 1. Advent.
Ach ja falls euch Fehler auffallen bitte ich euch es mir unverzüglich zu melden. Ich werde sie dann schnellst möglich bearbeiten. Schließlich bin ich ein Mensch und keine Maschine und versuche aus Fehlern zu lernen.
Viel Spaß euch noch wünscht euch
Jan Erichson
Die vergessenen Kinder
Von Jan Erichson
Es hat sich die Sonne gerade verabschiedet um dem Mond den Weg frei zu machen. In den Straßen der kleinen Stadt Zyklus flackern allmählich die Straßenlaternen auf. In einer Seitenstraße will eine der Vier dort stehenden Lampen nicht richtig leuchten. Sie flackert ab und zu und veranstaltet dadurch wilde Schattenspiele auf der gegenüberliegenden Mauer, wo in Sprayschrift nationalistische Sprüchen und kommunistische Sprüche sich an die Gurgel gehen und somit an Klarheit und Präsenz verlieren obwohl sie das Gegenteil bewirken wollen. Mitten auf diesen nicht zu erkennenden Schriftzügen sind 10 Plakate von einer Musikband, die ihr nächstes Konzert auf dem alten verlassenen Fabrikgelände ankündigt. Gegenüber dieser Mauer ist ein altes Fachwerkhaus. Das Dach ist halb eingestürzt und die Fensterscheiben sind nicht mehr vorhanden. Die Tür hängt halb in den Angeln und wird vom Wind hin und her geschlagen. Die dumpfen Geräusche der Schläge und das Quietschen der Scharniere erfüllen die stille Nacht. Der Wind bläst seinen kalten Atem durch jeden vorhandenen Spalt des Mauerwerks vom Haus.
Wir schreiben den 24.12. Ein Mann mit weißen Bart und rotem Mantel stampft seelenruhig durch diese Seitenstraße mit den Vier Laternen, der Mauer und dem Fachwerkhaus. Es liegt hoher Schnee, der die Straße verschwinden lässt. Der Mann hat Schwierigkeiten einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der große braune Jutebeutel macht es nicht leichter das Gleichgewicht zu halten. Trotzdem strahlt dieser Mann eine Ruhe und Gelassenheit aus, um die ihn jeder Mensch beneidet. Der Blick vom Mann wandert nach rechts zu dem heruntergekommenen Fachwerkhaus. Er bleibt stehen, denn dieser Anblick vom dem Haus verursacht in ihm ein Gefühl des Unbehagens. Sein Blick wandert vom Haus zum Ende der Straße. Es nicht mehr weit. Nur noch an diesem einen Haus muss er noch vorbei. Dann auf einmal vernimmt er im heulen des Windes ein Kichern und Lachen wahr. Plötzlich gehen die Laternen aus und die Straße liegt in der Dunkelheit. Nur noch der Schnee spendet eine Art Licht. Zwei kleine Gestalten tauchen plötzlich aus dem nichts auf. Sie stehen an der Mauer bevor sie durch den Schnee zum Fachwerkhaus rüber laufen. Das Lachen begleitet die zwei und für einen kurzen Moment hört auch der Wind schweigend zu. Der Mann mit dem Jutebeutel blinzelt ganz kurz mit den Augen und da sind das Lachen und die Gestalten auch schon wieder verschwunden. Die Vier Laternen leuchten wieder wobei eine sehr stark flackert. Hat sie seinen alten Augen vielleicht einen Streich gespielt? Wird er doch älter? Mit einem kräftigen Kopfschütteln verneint er diese Fragen besonders die Letzte, als ob er einen der ihm Gegenübersteht überzeugen müsste. Er will gerade seinen Jutesack wieder über die Schulter werfen und seinen Weg fortsetzen als er wieder dieses Lachen und Kichern hört. Er hört genauer hin und er stellt fest, dass es das Lachen von Kindern ist. Es ist ein freundliches und helles Lachen sowohl von einem Jungen als auch von einem Mädchen. Diesmal kommt das Lachen nicht von der Mauer sondern aus dem heruntergekommenen und verlassenen Fachwerkhaus.
Dieses Haus sieht für den Mann aber unbewohnt aus. Kann es sein, dass das Haus doch auf seiner Liste steht und er es nur Übersehen hat. Es wäre das erste Mal, dass ihm so etwas passieren würde. Er schreitet nun selbstbewusst zu dem Haus hin. Der Gedanken, dass er Kinder vergessen hat vertreibt in ihm die Furcht vor dieser Ruine, die er vorher in sich gespürt hat. Er nähert sich der Holztür, die nun still angelehnt ist, weil der Wind aufgehört hat zu heulen, denn er beobachtet die Szene still und leise. Durch einen Holzspalt dringt Licht nach draußen. Genau dieser Spalt gibt den Blick frei auf zwei Schatten, die sich in der Ruine bewegen. Sie scheinen vor einem Feuer zu sitzen und machen mit ihren Händen Schattenspiele, die sie an die gegenüberliegende Wand werfen. Er kann nicht erkennen was sie als Schatten darstellen doch es ruft ein kindliches Kichern hervor. Noch dazu hört er ein klackern, dass ihn vermuten lässt, dass die Kinder mit Murmeln spielen. Ganz vorsichtig öffnet er die Tür, denn sie sollen keine Angst haben und dann wieder spurlos verschwinden. Doch die Tür macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein lautes quietschendes Geräusch kündigt sein kommen an. Die Kinder drehen sich hektisch um und schauen zum Mann hinüber. Doch bevor er etwas sagen konnte wird er von den Kindern mit Fragen attackiert. „Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“, fragt sofort der Junge, der sich von den beiden Kindern als der ältere erweist und sich schützend vor dem Mädchen hinstellt. Der Mann ist irritiert wegen dem höflichen aber doch unterschwellig aggressiven Unterton ihm gegenüber. „Ich bin der Weihnachtsmann.“ Doch anscheinend kann er damit nicht punkten. Der Junge guckt ihn weiterhin skeptisch an. „Ich hatte draußen auf der Straße Stimmen gehört. Mir ist dieses Haus sonst nie aufgefallen. Auf meiner Liste steht es auch nicht. Habt ihr denn kein richtiges Zuhause?“ Der Weihnachtsmann versucht seinen Blick auf das Mädchen zu richten während er spricht. „Das ist unser Zuhause.“, antwortet der Junge. Das kleine Mädchen lugt hinter den Rücken ihres Bruders hervor. „Bist du wirklich der Weihnachtsmann?“ Ihre dunklen braunen Augen gucken den Weihnachtsmann flehend an. Dabei fällt ihm auf das ihre Augen müde aussehen obwohl die Körpersprache ein andere ist und dass ihr Gesicht eine kränkliche Blässe aufweist. „Ja ich bin der Weihnachtsmann und in diesem braunen Jutebeutel..“, mit einer heftigen Bewegung hievt der Weihnachtsmann seinen Jutebeutel vor seinem Körper, „…habe ich Geschenken für Kinder drinnen, die auf meiner Liste stehen.“ „Hast du auch für uns Geschenke? Stehen wir auf deiner Liste?“ fragt das Mädchen ganz schüchtern. Sie hat sich aus ihrer Deckung getraut. Steht jetzt neben ihrem Bruder, dessen Hand sie immer noch festhält. Die Stille, die nach ihrer Frage kommt wird auf einmal mit einem lauten Lachen des Jungen durchschnitten. Dieses Lachen ist kein ehrliches Lachen sondern es klingt nach Hohn und Spott. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass der Weihnachtsmann für uns was hat. Der hatte noch nie etwas für uns. Es jetzt das erste Mal, dass er überhaupt dieses Haus betritt.“ In seinem Blick liegt eine Arroganz und der Weihnachtsmann kann ihm diese auch nicht verübeln. Im diesem Haus war er wirklich noch nie gewesen weswegen er ein schlechtes Gewissen hat als das Mädchen lautstark wird. „ Da irrst du dich! Er hat für jeden immer etwas dabei! Für jeden!“ Der Weihnachtsmann hört dem Streitgespräch zu. Für die Kinder ist der Weihnachtsmann gerade unsichtbar. Sie stehen sich nun gegenüber. Der Junge herablassend auf das Mädchen. Das Mädchen guckt kämpferisch nach oben zum Jungen. Während sie sich mit sich selbst beschäftigt sind kann der Weihnachtsmann seinen Gedanken in Ruhe nachgehen. Wieso ist dieses Haus nicht auf seiner Liste und wieso kennt er diese Kinder nicht? Ist seinen Elfen ein Fehler unterlaufen? Doch bevor er darauf eine Antwort finden kann merkt der Weihnachtsmann wie die Kinder ihn anstarren. Der Junge guckt ihn an als ob er ein Lügner wäre, das Mädchen hingegen guckt erwartungsvoll. „ Na Weihnachtsmann hat dir die Frage deine Fähigkeit zu sprechen geraubt?“, kommt es neckisch vom Jungen. Der Weihnachtsmann versucht wieder den Faden aufzunehmen. „Entschuldigung, ich war gerade mit meinen Gedanken ganz woanders. Wieso? Habt ihr mich etwas gefragt?“ Dabei wendet er sich dem Mädchen zu und versucht den Blick des Jungen zu ignorieren. „Was hast du denn mich gefragt?“ „Ob du uns nun die Geschenke reicht´s?“ Dabei klingt das Mädchen nicht mehr erwartungsvoll, wahrscheinlich weil sie ihre Frage ein zweites Mal stellen musste. Um diesen erwartungsvollen Blick wieder zu erzeugen kommt von ihm wie aus der Pistole geschossen: „ Natürlich habe ich für euch Geschenke dabei.“ Jetzt hat der Weihnachtsmann auch das Interesse des Jungen geweckt. Innerlich verflucht sich der Weihnachtsmann für seine schnelle Zunge. Er öffnet seinen Jutebeutel und greift hinein. Um etwas Zeit zu schinden stellt er den Kindern Fragen. „Wie heißt ihr denn?“ „Ich bin Isabell und der dort“ und zeigt mit dem Finger auf den Jungen, „ ist mein großer Bruder Thomas.“ „Und wie alt seid ihr?“ Der Weihnachtsmann hofft, dass die beiden Kinder nicht merken wie panisch seine Hand im Jutebeutel nach etwas sucht. „Ich bin 6 Jahre alt und mein Bruder ist 9“. Doch Thomas merkt, dass der Weihnachtsmann nur Zeit schinden möchte. „Du hast gar keine Geschenke für uns!“ schreit er und zeigt bedrohlich mit dem Finger auf den Weihnachtsmann. Isabell guckt erschrocken zu ihrem Bruder dann wieder zum Weihnachtsmann. „Auf jeden Fall habe ich etwas für euch dabei.“ Der Weihnachtsmann merkt, dass Thomas nicht auf den Kopf gefallen ist und erwidert daraufhin schnell: „Ich brauche eure Namen und euer Alter, damit ich weiß was ich euch schenken kann. Sonst könnte ja jeder den Weihnachtsmann spielen.“ Diese Aussage stellt Thomas erstmal zufrieden, dass kann man an seinen Gesichtsausdruck sehen, dass sich entspannt. Der Weihnachtsmann ist nun genötigt etwas zu finden, denn ansonsten würde die kleine Isabel den Glauben an ihn verlieren. Wenn Kinder anfangen den Glauben an ihn zu verlieren ist somit auch seine Existenz bedroht. Die Miene des Weihnachtsmannes entspannte sich als seine Hände etwas ertasten. Sein Blick wandert zu Isabell, deren Augen wieder anfangen zu strahlen. Ihre Augen sagen ihm, dass sie nie daran gezweifelt hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Mit einem Augenzwinkern an Isabell gerichtet holt der Weihnachtsmann aus dem Jutebeutel ein Spielzeugpferd aus Holz heraus. „Oh! Das habe ich mir schon immer gewünscht!“ Isabell nimmt das Pferd setzt sich auf dem Boden und fängt an damit zu spielen. Thomas ist noch blasser geworden. Mit gesenktem Haupt die Hände hinter dem Rücken schleicht er näher an den Weihnachtsmann heran. „Hast du auch etwas für mich?“ Die Arroganz und der Argwohn sind der Neugier und der Schüchternheit gewichen. Der Weihnachtsmann muss innerlich grinsen als Thomas so angeschlichen kommt. Für Thomas holt er aus seinem Jutebeutel ein Holzgewehr hervor. Thomas Augen leuchten als er das Spielzeug in die Hand nimmt. Der Weihnachtsmann sieht den beiden Kindern Isabell und Thomas beim Spielen zu. Sie wirken auf ihn Glücklich und irgendwie auch erlöst. Der Weihnachtsmann wünscht den Beiden eine Schöne Weihnacht und er verlässt das Fachwerkhaus. Der Wind fängt wider an zu heulen.
Auf der Straße wird der Weihnachtsmann von einem Polizisten angesprochen, der durch die Straßen patrouilliert. „Hey sie da mit dem roten Mantel?! Was haben sie da im alten Fachwerkhaus gesucht?“ „Ich habe nur dort Zwei Kinder besucht. Thomas und Isabell heißen sie.“ Der Polizist guckt den Mann mit dem roten Mantel und dem weißen Bart an. „In dem Fachwerkhaus wohnten Kinder und sie hießen auch Isabell und Thomas: Sie waren Sechs und Neun Jahre alt. Doch das ist schon lange her. Vor 50 Jahren fiel eine Bombe auf das Haus und tötete sie beide. Sie sind nun auf dem Friedhof beerdigt.“ Mit diesen Worten lässt der Polizist den Weihnachtsmann in der Straße stehen. Der Blick des Weihnachtsmannes wandert wieder rüber zum Fachwerkhaus. Am Eingang stehen Thomas mit seinem Holzgewehr und Isabell mit ihrem Holzpferd und winken ihm zu. Der Weihnachtsmann winkt zurück. Dabei kommt ihm der Gedanke, dass es egal ist was für Wesen Thomas und Isabell sind. Er hat sie glücklich gemacht und allein das zählt. Dies ist die Aufgabe des Weihnachtsmannes Glück zu verbreiten. Der Weihnachtsmann nimmt sich vor auch nächstes Jahr Thomas und Isabell zu besuchen und sie zu beschenken. Und während er seinen Sack über die Schulter hievt hat er nächste Weihnacht vor außer Isabell und Thomas noch all die anderen vergessenen Kinder zu besuchen. Er will ihnen wieder Glück bringen und das wird er auch. Und mit diesem Versprechen verlässt der Weihnachtsmann die Straße und das Fachwerkhaus. Das Fachwerkhaus in Zyklus.